Mit dem Gastronomie- und Verkaufskonzept „PUR Südtirol“ wurde vor zehn Jahren Pionierleistung in puncto Regionalität und Nachhaltigkeit geleistet. Ein Gespräch von Connoisseur Circle Redakteurin Nadia Weiss mit dem Gründer und Geschäftsführer Ulrich Wallnöfer.
CC: Mit der Eröffnung des ersten „Genussmarktes“ im Meraner Kurhaus hat „PUR Südtirol“ neue Wege im Verkauf regionaler Waren eingeschlagen. Wie kamen Sie auf die Idee?
Wallnöfer: Mein Partner Günther Hölzl und ich entwickelten 2009 gemeinsam ein Konzept, um hochwertigen Produkten regionaler Produzenten einen Markt zu bieten. Wir kommen zwar beide aus dem Bereich Weinbau, dachten aber eher an die Erzeugnisse heimischer Bauern, die zum damaligen Zeitpunkt kaum im Handel erhältlich waren. Gleichzeitig waren im Lebensmittel-einzelhandel Service und Produktqualität im Laufe der Jahre ziemlich zurückgegangen, da die Industrialisierung in diesem Bereich auch in Südtirol in vollem Gang war. Außerdem haben wir erkannt, dass Südtirol aufgrund seiner Lage für die Lebensmittelproduktion sehr spannend ist. Von 200 Metern Meereshöhe in den Tälern bis 2. 600 Metern auf den Almen herrschen ideale Bedingungen für eine immense Vielfalt. Diese Ressourcen wurden damals relativ wenig genutzt.
Entwickeln Sie die heute angebotene Produktvielfalt – von Schüttelbrot über Speck bis hin zu Naturkosmetik und Textilien – gemeinsam mit den Produzenten?
Wir haben von Anfang an sehr viel Zeit in diese Kooperationen gesteckt und konnten uns daher intensive Partnerschaften mit Produzenten aufbauen, die hervorragende Qualität und zum Teil einzigartige Waren herstellen. Neu in Südtirol war auch, dass wir neben dem Verkauf im Lokal auch eine Fläche zur Verkostung der Waren angeboten haben. Für diese Kombination aus Handel und Gastronomie gab es damals noch nicht
einmal geeignete gesetzliche Bestimmungen. Es war ein gänzliches Novum.
Mit „PUR Südtirol“ haben Sie ein klassisches Start-up aufgezogen. Wie beurteilen Sie das wirtschaftliche Umfeld für innovative Konzepte in Südtirol?
In Südtirol haben wir eine relativ geringe Start-up-Kultur, weil der Wirtschaftsraum doch eher eingeschränkt ist. Unser Potenzial liegt in der Nische. 2009 war Nachhaltigkeit noch eine solche. Bei uns ist sie aber Teil der eigenen DNA und daher sind wir auch heute glaubhaft. Unternehmerisch gesehen ist es so, dass in Südtirol sehr viel in Familienbetrieben organisiert ist. Das ist eine große historische Stärke. Sie entspricht aber nicht der internationalen Start-up-Logik.
Foto: Daniel Mazza